Wir hatten so viel von China gehört, dass wir unbedingt dorthin reisen wollten. Allerdings war uns die Visabeschaffung für das Land etwas zu aufwändig. Gut, dass China mit Hong Kong eine, in hohem Maße autonome, Sonderverwaltungszone mit eigener Verfassung, eigenem politischen und wirtschaftlichen System, eigener Währung, etc. besitzt, in welches deutsche Staatsbürger visafrei einreisen dürfen. Hong Kong war nämlich für über 150 Jahre eine britische Kolonie. Als die Stadt an China zurückgegeben wurde, blieb der Sonderverwaltungsstatus. Für die Nachbarstadt Shenzhen gibt es außerdem ein Businessvisum on arrival für fünf Tage.
Daher haben wir uns auf unserem Weg von Nepal nach Japan für einen Zwischenstopp in Hong Kong und Shenzhen entschieden.
Als wir in Singapur waren, wurde die Stadt immer mit Hong Kong verglichen, da auch diese quasi ein Stadtstaat ist. Außerdem sind die beiden Städte mit die wichtigsten Finanzzentren Asiens und beherbergen den zweit- und viertgrößten Hafen der Welt. Shenzhen´s Hafen belegt übrigens Platz Nummer drei. 😛
Der Aufenthalt in Hong Kong ist allerdings verdammt teuer. Daher blieben wir nur zwei Tage in der Sonderverwaltungszone und nochmal drei in Shenzhen. Dieser kurze Aufenthalt war allerdings ok für uns. Hong Kong ist zwar schön, doch beeindruckt hauptsächlich durch seine Skyline. Wer diese sehen möchte, sollte unbedingt ins International Finance Center gehen. Dort kann man kostenlos in den 55. Stock fahren und die Aussicht über die Stadt genießen.
Dort gibt es außerdem eine Ausstellung über das Geldsystem der Stadt.
Wie erwähnt, wird hier nicht mit chinesischen Yuan bezahlt, sondern mit Hong-Kong-Dollar. Das Besondere ist aber, dass drei verschiedene Scheinarten des HKD im Umlauf sind. Das liegt daran, dass es drei verschiedene Finanzinstitute gibt, die diesen jeweils im eigenen Design drucken.
Doch zurück zur Skyline. Wie man schon sehen konnte, wird in Hong Kong sehr hoch gebaut. Tatsächlich hat die Stadt ein Platzproblem, weshalb die Unterkünfte auch so teuer sind. Viel Wohnraum entsteht inzwischen auf extra aufgeschütteten Inseln. Sogar für den riesigen Flughafen wurde extra eine Insel aufgeschüttet. Zwischen dem Festland und Hong Kong lsland, auf der auch das International Finance Center ist, liegt Victoria Harbour. In Melbourne hatten wir ja gelernt, wie so ein Name zustande kommt. 😀
In dieser Meerenge fahren im Minutentakt sehr billige Fähren. So fühlt es sich an, als ob die Stadt überhaupt nicht getrennt wäre.
Dazu kommt aber, dass hier drei mal täglich, nach Einbruch der Dunkelheit, eine Lasershow stattfindet. Diese ist aber bei weitem nicht so spektakulär, wie wir es aus Singapur gewohnt waren.
Die Nachtmärkte und die allgemeine Shopping-Situation in der Stadt sind dafür aber hervorragend.
Wer allerdings Elektronik shoppen will, sollte sich vielleicht lieber überlegen, nach Shenzhen zu fahren. In einer Dreiviertelstunde ist man mit dem Zug am Grenzübergang. Wenn man sich nun durch das Visaverfahren gequält hat, ist man diesmal „wirklich“ in China. Das merkt man auch direkt. Während Englisch in Hong Kong noch zusammen mit Chinesisch (Mandarin ist gerade dabei Kantonesisch abzulösen) Amtssprache war, spricht das hier wirklich absolut niemand mehr. Nicht einmal mehr die einfachsten Worte werden verstanden. Dazu kommt, dass die Beschriftung oftmals nur noch aus chinesischen Schriftzeichen besteht und das Internet zensiert ist, sodass selbst Google einem nicht mehr weiterhelfen kann – eine ganz neue Erfahrung. Wir hatten durch einen super günstigen Last Minute Deal ein Vier-Sterne-Hotel gebucht und selbst hier gab es nicht einen Mitarbeiter, der Englisch konnte. 😀
Mich interessierte diese Stadt vor allem aus drei Gründen. Zum einen wollte ich das echte China erleben, was in der Millionenstadt (in nur drei Tagen) ganz ok funktionierte. Zum anderen wollte ich Chinas E-Mobilitätsstadt sehen. China hat in den letzten Jahren etwa genauso viel für erneuerbare Energien ausgegeben, wie der gesamte Rest der Welt zusammen. In Shenzhen ist dieser Wandel am deutlichsten zu sehen. In nur drei Jahren hat die Stadt ihr komplettes Bussystem auf E-Busse umgestellt. Über 16.000 E-Busse fahren täglich, fast geräuschlos, durch die Metropole. Doch das ist noch nicht alles. Bereits über zwei Drittel aller Taxen der Stadt sind ebenfalls elektrisch und überraschend viele Einwohner sind zusätzlich noch mit diversen E-Bike-Variationen unterwegs. Ich bevorzuge zwar das System Singapurs, welches den Individualverkehr komplett aus dem Spiel nimmt, da E-Mobilität zwar besser für das Klima ist, aber mit unserer aktuellen Batterietechnik keine umweltfreundliche Massentechnologie sein kann, erkenne aber die große Leistung Shenzhen´s durchaus an. Shenzhen zwingt seine Bürger nicht auf ihr Auto zu verzichten, bietet ihnen aber eine klimaverträgliche und verlässliche Alternative.
Auch war es interessant, die Hauptstadt der Hardware zu sehen. Fast alles an elektronischer Hardware weltweit kommt aus Shenzhen. (Bsp. Juliane´s Handy)
Wir waren unter anderem in einer Einkaufsstraße, ausschließlich für Elektronik, unterwegs, in der es wirklich alles gab. In einem 14-stöckigen Haus zum Beispiel gab es hunderte kleiner Läden, die alles von Drohnen, Fernsehern, Karaoke-Anlagen, Smartphones, Laptops und anderen „Fertigprodukten“ bis hin zu Knöpfen, Kabeln, Grafikkarten und diversen Einzelteilen verkaufen. Wer möchte, kann sich hier aus einem riesigen Baukasten bedienen, sein eigenes Gerät bauen und in tausendfacher Auflage nach Europa schiffen lassen. Wir haben uns aber nur je ein paar Bluetooth-Kopfhörer gekauft.
Letztlich taten uns die drei Tage Internetfasten in China ganz gut und die Erfahrung war sicherlich den Besuch wert. Trotzdem schafften es die beiden Städte nicht unter meine Lieblingsreiseziele.
Ein Kommentar