Nach Vietnam entschieden wir uns dazu, unsere restliche Zeit in Südostasien auf Kambodscha bzw. Angkor bei Siem Reap zu beschränken. Da unsere Aufenthaltspläne für andere Länder gewachsen sind, mussten wir Prioritäten setzen und hier abkürzen. Weil wir einen Teil von Thailand bereits gesehen haben, Laos für uns nicht so wichtig ist und wir in Kambodscha außer dem Angkor-Komplex nur am Meer chillen wollten, kürzten wir hier und gingen direkt nach Siem Reap.
Ankunft in Siem Reap
In Siem Reap kamen wir erst abends an. Wir fuhren also in der Dunkelheit, mit einem Tuck Tuck, zu unserem Homestay. Dieses war mitten im Nirgendwo. Wir hatten beim Buchen darauf geachtet, nahe am Angkor Wat Tempel zu sein und hatten dabei nicht bedacht, dass wir dadurch außerhalb der Stadt sind. Da unser Tuck Tuck den Weg durch die sandige Straße nicht schaffte, liefen wir die letzten paar hundert Meter. Dies entpuppte sich als nicht so schlau. Ohne Straßenbeleuchtung liefen wir, mit unserem Gepäck, mitten durch bellende, unangeleinte Hunde, die die Grundstücke ihrer Herrchen bewachten. Wir waren super froh, als wir beim dritten Versuch endlich vor dem richtigen Haus standen. Daher war unser erster Eindruck von Kambodscha nicht so gut. Dies sollte sich aber noch ändern.
Den Homestay teilten wir für zwei Tage mit Emre, einem Hippie aus der Türkei, der sein Leben durch das Vermieten von Zimmern seines Hauses hier finanzierte. Er machte uns mit seinem Nachbarn (Han), einem Tuck Tuck-Fahrer bekannt. Zusammen organisierten wir eine Tagestour durch Angkor.
Angkor Wat
Viele unterschätzen die Größe von Angkor oder kennen nur den bekanntesten Tempel, wenn er auch der größte der Welt ist – Angkor Wat. Doch neben dem Tempel gibt es noch Tausende weitere in der alten Stadt Angkor, die komplett als UNESCO Weltkulturerbe geschützt ist. Zwischen dem 9. und dem 15. Jahrhundert war Angkor die Hauptstadt des Khmer Königreiches. Dieses beherbergte etwa eine Million Menschen auf einer Fläche größer als Berlin. Damit war Angkor die größte Stadt der damaligen Zeit. Der Tempel Angkor Wat wurde im 11. Jahrhundert binnen 37 Jahren zu Ehren des Gottes Vishnu gebaut. Diesen Tempel haben wir sogar zwei Mal besucht. Für 25 $ (inklusive TIPs) fügte Han zusätzlich zur Ein-Tages-Tour einen Sonnenuntergangsausflug zum Tempel hinzu. Für den üblichen Sonnenuntergangspunkt waren wir zu spät dran. Doch auch von hier aus war er schön.
Neben dem Tempel waren aber die Affen unser Highlight. Es war zu spät, Angkor Wat zu betreten, weshalb wir davor standen und zusahen, wie die Affen das Essen der Touristen klauten. 😀
Am nächsten Morgen ging es für uns dann aber auch in den Tempel. Zum Sonnenaufgang warteten wir am 190 Meter breiten Wassergraben, der die komplette Anlage perfekt quadratisch umgibt. Neben spirituellen Zwecken wurde dieser auch für den Bau der Anlage genutzt. Auf Flößen konnten die großen, geschliffenen Steine leichter transportiert werden.
Gerade während des Sonnenaufgangs ist Angkor Wat besonders magisch. Zuerst waren wir noch etwas zu weit rechts. Als wir aber sahen, wo die Sonne tatsächlich aufgehen würde, liefen wir etwas weiter und bekamen perfekte Fotos hin.
Vor dem Tempel warten übrigens immer neben den Tuck Tuck-Fahrern Tourguides, die gefühlt jede Sprache beherrschen. Wir hatten zwar keine Lust auf eine geführte Tour, doch wer etwas mehr Informationen braucht, ist hier sicher gut aufgehoben. Alternativ kann man sich hierfür auch das Geld sparen und am Vorabend eine Dokumentation zum Tempel ansehen. 😉
Über eine schwimmende Brücke sind wir schließlich in das Innere der Anlage gegangen. Hier gab es quasi keinen Schatten und es war bereits kurz nach Sonnenaufgang sehr warm. Wir hatten uns extra für den Tempel Kleider auf einem lokalen Markt gekauft. Für den Besuch einer heiligen Stätte müssen nämlich Schultern und Knie bedeckt sein. Meine zwei Dollar teure Hose war allerdings bereits nach diesem einen Tag zerrissen.
In dem Hauptgebäude sind leider viele Wege für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Das haben wir aber auch in anderen Anlagen gesehen. Vermutlich sind diese Teile noch nicht ausreichend restauriert, weshalb sie noch baufällig sind und eine Gefahr darstellen können. Ansonsten finden sich aber immer wieder Gänge, in denen kleine Buddha-Statuen stehen. Tatsächlich gibt es auch öfter Besucher, die hier anhalten und beten.
Nach einer Weile in Angkor Wat gingen wir wieder zurück zu Han.
Angkor Thom
Unser nächstes Ziel, Angkor Thom (deutsch: große Stadt), war nur einen guten Kilometer weiter nördlich. Im 13. Jahrhundert wurde Angkor Thom als neue Hauptstadt gebaut. Bis dahin gab es im Großraum Angkor wohl mehrere verschiedene Hauptstädte – je nach regierendem König. Dabei nimmt Angkor Thom den nördlichen Teil von Yasodharapura, der vorherigen Hauptstadt, ein. Damit war diese zwar kleiner als zuvor, aber immer noch größer als alle europäischen Städte des Mittelalters.
Die quadratischen Stadtmauern sind je drei Kilometer lang, acht Meter hoch und perfekt nach den Himmelsrichtungen ausgelegt. Umgeben sind sie von einem 100 Meter breiten Wassergraben. Auf jeder Seite gibt es ein Tor (Südtor, Nordtor…), von dem eine Straße ausgeht. Aufgrund der Quadratur der Stadt treffen sich diese Straßen alle in der Mitte, wo sich der Haupttempel Angkor Thom´s befindet: Bayon.
Wie bereits angedeutet, wurde Angkor Thom nicht wie viele bisherige Städte von neuen Königen platt gemacht und durch eine neuere ersetzt. Dies ist zum einen der geometrischen Perfektion der Stadt zuzuschreiben, zum anderen aber auch diesem Tempel. Bayon ist nämlich anders als viele andere große Tempel Angkors. Er besitzt keine Mauer und ist auch nicht quadratisch. Er ist rund. Außerdem sind seine rund 200, bis zu sieben Meter hohen Türme, die mit lächelnden, in Stein gehauenen Gesichtern verziert sind, einzigartig. All dies hat folgende Könige dazu bewegt, die Anlage höchstens zu ergänzen.
In allen Tempelanlagen, die wir besucht haben, waren die Wände immer und überall mit Reliefs verziert. In Bayon fanden wir die Reliefs aber besonders detailliert und schön.
Nachdem wir aus dem Tempel wieder herausgefunden haben, liefen wir Richtung Osttor, wo Han auf uns wartete. Auf dem Weg gab es neben ein paar kleinen Tempeln, die auch außerhalb von Angkor Thom überall stehen, vor allem viele Affen.
Die Affen begleiteten uns fast den gesamten Weg von Bayon zum Tor. Einer von ihnen war dabei besonders frech. Er ärgerte nicht nur den Familienältesten und die ganz Kleinen, sondern versuchte sogar unter Juliane´s Rock zu gucken. 😀
Nachdem wir nun schon eine Weile nichts als Stein gesehen haben, haben wir uns über die Affen sehr gefreut. Daher sind wir hier auch etwas langsamer gelaufen. 😛
Irgendwann erreichten wir den letzten kleineren Tempel vor der Mauer. Auch dieser hatte beeindruckende Reliefs.
Er war voller Elefanten. Das war bisher neu. Es ist wirklich beeindruckend, wie detailverliebt in Angkor gearbeitet wurde. Wenn man bedenkt, dass die Gegend nach dem Niedergang des Königreichs eine Weile unter hinduistischem Einfluss stand und die Mehrheit aller Buddha-Statuen zerstört wurden, wird es umso beeindruckender. Auch andere Eroberer, unter anderem auch die Europäer (egal ob als Händler und Entdecker oder als Kolonialmacht), betrieben hier massiven Kunstraub. Trotz all dem und natürlich der unglaublichen Zeit stehen hier wirklich unfassbare Bauwerke, die wirklich aufwendig verziert wurden. Die meisten Bauten fokussieren sich aber nicht auf Elefanten, sondern auf Frauen. 😉
Wohnhäuser sucht man hier übrigens vergebens. Nur Tempel und Verteidigungsanlagen wurden aus Stein gebaut. Häuser bestanden immer aus Holz, welches bei dem hier herrschenden, tropischen Klima bereits verrottet ist.
Ta Prohm
Unser nächstes Ziel war Ta Prohm. Auf dieses ehemalige Kloster habe ich mich besonders gefreut. Die Forscher haben sich nämlich dazu entschlossen, diesen Tempel nicht zu restaurieren. Hier finden sich daher neben eingefallenen Mauern auch Teile, in denen Wurzeln von Bäumen oder gar Würgefeigen die Bauten überragen.
Außerdem wurde hier der Film Tomb Raider mit Angelina Jolie gedreht. Ärgerlicherweise wissen das die ganzen Tourguides auch, weshalb sie die übrigen Touristen ebenfalls in diesen Tempel bringen. Daher ist dieses Kloster auch etwas besser besucht, als manch andere Anlage. Trotzdem war der Effekt der zerfallenen Anlage, in Verbindung mit den Bäumen, genial.
Banteay Kdei
Banteay Kdei war der letzte Tempel, den wir uns angeschaut haben. Bei 36°C und kaum Schatten hatten wir hier bereits 16.000 Schritte gemacht. Diesen Tempel fanden wir nach den Hochkarätern davor zwar schön, aber nicht besonders.
Han erzählte uns, dass bei den weiteren Tempel nichts Herausragendes mehr dabei ist und man schon ein Liebhaber sein muss, um sich wirklich alle anzusehen. Wir entschieden uns, zuerst eine Pause an einem kleinen See neben Banteay Kdei zu machen. Dort beschlossen wir aber, dass wir mit der Tour lieber aufhören. Wir hatten gesehen, was wir sehen wollten und waren schon echt platt.
Siem Reap
Zum Glück hatten wir online einen Last Minute Deal für ein Vier-Sterne-Spa-Hotel gefunden, bei dem wir 80% sparen konnten. Daher baten wir Han, uns von unserem Homestay bei Emre zum Hotel zu fahren. Dort verbrachten wir noch vier Tage. Dabei ließen wir es uns gut gehen. Dieses Mal waren wir auch nicht mitten im Nirgendwo, sondern in Siem Reap. Emre hatte uns hierfür noch eine App empfohlen, die quasi wie ein Uber für Tuck Tucks funktioniert. So bezahlten wir nun auch nur noch Einheimischen-Preise. (Die App heißt übrigens: PassApp)
Außerdem hatten wir wirklich leckere Restaurants gefunden und sind auch sonst fast nur netten Menschen begegnet. Allerdings muss man sagen, dass diese Stadt sehr durch den Tourismus lebt und daher auch etwas teurer ist, als man es von Südostasien gewohnt ist. Im Vergleich zu Europa kommt man aber immer noch gut weg. 😉