Wie im letzten Beitrag bereits erwähnt, fuhren wir nach unserem Halt in Bundaberg weiter nach Hervey Bay. Von hier aus sollte es für uns auf Fraser Island gehen. Wir gingen nach derselben Strategie, wie auch bei den Whitsundays, vor. Wir fuhren in die Stadt und suchten nach Last-Minute-Angeboten. Ein Schnäppchen konnten wir allerdings nicht schlagen, was im Nachhinein aber echt nicht schlimm war. Dieser Ausflug ist sein Geld wert gewesen! 🙂
Da uns bereits mehrere Menschen von den Bustouren abgeraten hatten (diese seien zu überfüllt und der Altersdurchschnitt meist so hoch, dass kaum Action stattfindet), entschieden wir uns für eine etwas teurere Variante. Für 235 $/Kopf ging es für uns in einem 4,7 Liter V8 Toyota Land Cruiser auf die Insel. Mit nur sechs Passagieren im Auto versprach das eine Menge 4×4 Spaß zu werden 🙂
Doch erst einmal von vorne. Fraser was?
Fraser Island ist die größte Sandinsel der Welt, welche man ausschließlich mit 4WD (Allradantrieb) befahren darf und kann. Sie ist 124 km lang und 22 km breit. Entstanden ist sie durch vulkanische Aktivität. Durch eine Eruption lagerten sich, dort wo jetzt die Insel ist, vier große Felsen ab. Extrem feiner Sand, der mit dem Sand der Whitsundays vergleichbar ist, rollte sich den Meeresboden der Ostküste entlang und sammelte sich um diese Felsen. So entstand eine kleine Sandinsel. Vögel, die über diese flogen, kackten Pflanzensamen, die sie verzehrt hatten, auf den Sand. So entstand der einzige Regenwald der Erde, der auf Sand wächst. Dieser Wald verhindert die Erosion des Sandes, sodass die Insel immer weiter wachsen kann. Tatsächlich gibt es auf der Insel knapp 200 Süßwasserseen sowie einige Bäche. Nicht zu Unrecht ist dieses einzigartige Stück Natur als UNESCO-Weltnaturerbe konserviert.
Schon vor 40.000 Jahren sollen die ersten Aborigines die Insel besiedelt haben. Durch das Eintreffen der Europäer wurden diese aber von der Insel vertrieben. Im Regenwald von Fraser Island wächst nämlich ein besonderer Baum – die Satinay- Pinie. Dieser riesige Baum wächst ausschließlich auf dieser Insel. Eine weitere Besonderheit der Pinie ist aber das von dem Baum hergestellte Öl, welches in seinem Holz enthalten ist. Es macht das Holz resistent gegen Wasser. So wurde ein Teil des Regenwaldes gerodet, um an dieses besondere Holz zu kommen. Diverse Schiffe, aber auch z.B. der Sueskanal wurden aus diesem Holz gebaut. Da das Roden aber zu Erosionen führte, reagierte das Land schnell. Für jeden gerodeten Baum wurden fünf neue gepflanzt.
Zurück zu unserem Ausflug:
Um 7:30 Uhr ging es für uns los. Wir wurden von Troy, unserem Fahrer, abgeholt. Er ist um die 60 und fährt seit 40 Jahren mehrmals pro Woche auf die Insel. Schon über eine Million km ist er auf Fraser Island gefahren. Unsere Erwartungen waren also hoch. Unsere Gruppe bestand, neben Juliane und mir, aus vier Franzosen, die in Sydney ein Auslandssemester studieren. Schon auf der Fahrt zum Hafen waren wir von unserer Tour begeistert. Nicht nur unsere Gruppe, sondern auch Troy war super. Es gab nichts, was er nicht über Fraser Island wusste und er kannte, ohne zu übertreiben, jeden jemals erzählten Witz. 😀 Wir hatten eine Regel im Auto: bei jedem Stopp rotieren wir die Sitzordnung. Jeder, der auf den Beifahrersitz kommt, muss einen Witz erzählen. Die Fahrt war durchgehend informativ, spaßig und voller Action.
Troy fuhr als Letzter auf die Fähre. Das heißt, wir kommen als Erste wieder runter. Dies sei sehr wichtig, meinte er. Auf der Fähre hatte er uns all die Autos gezeigt, die wohl schon nach ein paar Metern im Sand stecken bleiben würden. Da wir mit dem Land Cruiser schneller als alle anderen waren, hatten wir ein größeres Programm zu absolvieren. Dementsprechend konnten wir es uns nicht leisten, hinter all den Steckenbleibern zu fahren. 😀
Als die Fähre anlegte, trat Troy auch schon aufs Gas. Wir fuhren auf Sand, mitten hinein in den Regenwald. Obwohl die Reifen teilweise durchdrehten, hatten wir immer das Gefühl von Sicherheit. Dieser Mann wusste, was er tat und er war verdammt gut darin. Nach einer guten Viertelstunde im Regenwald kamen wir am Strand an. Der Strand hier ist kein „normaler“ Strand. Vor der Ostküste von Fraser Island befinden sich massenhaft Tiger- und Bullenhaie. Ein Schwimmen ist hier wohl unmöglich. Dementsprechend ist dieser Strand laut Gesetz (!) ein Highway. 😀 Es gibt sogar Straßenschilder und Geschwindigkeitsbegrenzungen, welche individuell an das Fahrzeug und Erfahrung gekoppelt sind. Troy hat die volle Geschwindigkeitserlaubnis, weshalb wir mit 80 km/h die 120 km lange „Strandstraße“ entlang bretterten. Immer wieder fuhren wir durch die Wellen des Ozeans, durch Bäche oder kleine Steine. Den „Highway“ teilen sich die Autos auf der Insel mit Segelflugzeugen, die zu Szenenflügen einladen. Dementsprechend musste Troy einmal einem landenden Flugzeug ausweichen. 😀 Wir fühlten uns wie im Film.
Unser erste Stopp war schließlich das Maheno Schiffswrack. Das Schiff wurde sieben Jahre vor der Titanic gebaut und hielt für lange Zeit den Geschwindigkeitsrekord für Passagierreisen zwischen Neuseeland und Australien. Im ersten Weltkrieg diente es dann als Krankenhausschiff für das australische Militär. Danach standen diverse Reparaturen am Schiff an, die aber niemand bezahlen konnte. Schließlich sollte die Maheno in Japan verschrottet werden. Als man versucht hat, sie dorthin zu schleppen, wurde sie von einem Zyklon erfasst und ist auf Fraser Island gestrandet. Tatsächlich bedeckt der Sand immer mehr von dem Wrack. Troy vermutet, dass es in 20 Jahren nicht mehr sichtbar sein wird. Nach ein paar Bildern von und mit dem Schiff gab es für uns ein zweites Frühstück: Kaffee und Tee, sowie Cracker mit Käse und diverse Früchte (unter anderem auch nadelfreie Erdbeeren 😀 ) lagen bereit.
Wir fuhren weiter und stoppten ganz kurz bei den sogenannten „Coloured Sands“. Der eisenhaltige Sand an diesem Ort oxidiert mit dem Sauerstoff aus der Luft. Auf diese Weise färbt sich der Sand und es entsteht ein rot-gelber Schimmer. Offiziell wurden hier 72 verschiedene Farbtöne gezählt. Ich handhabe es aber eher wie Troy: „Das ist rot und gelb.“ 😀
(Kommt auf dem Bild durch die Autoscheibe schlecht raus. Sorry)
Viel interessanter ist aber die Geschichte, die die Aborigines zu diesem Ort erzählen: Ein junges Mädchen war einem alten Mann versprochen. Doch das Mädchen wollte mit diesem Mann nicht zusammen leben, weshalb sie vor dem, noch sandfarbenen, Ort saß und weinte. Da erschien der Regenbogengott und sprach zu ihr, sie solle doch nicht weinen. Der alte Mann sah, dass das Mädchen mit einem Mann sprach und warf aus Eifersucht seinen Killerbumerang nach dem Mädchen. Doch Gott sprang vor das Mädchen und rettete es. Dabei verletzte der Bumerang aber Gott und sein Blut spritzte auf den Sand. Da es sich hierbei um den Regenbogengott handelte, hatte sein Blut die Farben des jetzigen Sandes. Troy erklärte uns, dass Aboriginesmänner und -jungen immer noch so eine große Angst vor diesem Ort und dem Zorn des Gottes haben, dass sie den Sand nicht ansehen können. Ansonsten würde der Geist des Gottes in sie fahren.
Wir fuhren weiter zu unserem nächsten Ziel. Dieses war einer der erwähnten vulkanischen Felsen – genannt Indian Head. Auch hier waren bei der Namensgebung Aborigines beteiligt. Als Kapitän James Cook 1770 Australien entdeckte, kam er, wie schon im vorigen Beitrag erwähnt, in Sydney an. Danach segelte er Richtung Norden und kartografierte die Küstenlinie. Als er an Fraser Island vorbeisegelte, sah er Aborigines um ein Feuer tanzen. Er brachte sein Schiff sehr nahe an die Insel, um das Volk genauer zu sehen. Doch auch die Ureinwohner wollten wissen, was hier passiert. Noch nie zuvor hatten sie so ein Schiff gesehen. Sie rannten zu dem Felsen, um einen besseren Blick auf das Schiff zu haben. Cook sah, dass einige von ihnen einen Kopfschmuck aus Federn trugen, wie er es von den amerikanischen Ureinwohnern kannte. Da diese Indianer genannt wurden, nannte er den Felsen Indian Head.
Wir kletterten auf die Spitze des Hügels. Von hier aus hat man eine tolle Aussicht und kann im Meer verschiedene Tiere sehen. Tatsächlich sahen wir massenhaft Wale. Diese waren gerade in den warmen Gewässern im Norden Australiens gewesen und haben Kälber bekommen. Mit diesen schwommen sie nach Süden, zur Antarktis, direkt an uns vorbei. Auch Delfine konnten wir sehen. Ein wunderschöner Anblick.
Nach diesem Ausblick fuhren wir weiter zu unserem ersten Schwimmspot- den Champagne Pools. Die Champagne Pools sind kleine Becken, direkt am Meer, die durch eine Felsenfront von diesem getrennt sind. Sie liegen direkt auf der anderen Seite von Indian Head, weshalb es sich auch hier um Vulkangestein handelt. Die großen Wellen auf Fraser Island brechen an dem Fels. Dabei fließt der weiße, schaumige Teil der Welle über den Fels in den Pool, was den Eindruck von Champagner erweckt.
Während wir in „Champagner“ badeten, wurde von Troy Mittagessen für uns vorbereitet. Es gab Burger mit geschnittenem Roastbeef und dazu ein kaltes Bier.
Nach der Pause fuhren wir zum Eli Creek, einem Süßwasserbach. Aus diesem fließen stündlich bis zu vier Millionen Liter Trinkwasser in den Pazifik. Troy organisierte für uns, von einer Bustour, Schwimmreifen, mit denen wir uns den Bach hinuntertreiben ließen. Das war schön. Außerdem wurden wir dadurch das Salz der Champagne Pools wieder los.
Zum Abschluss fuhren wir dann wieder in den Regenwald hinein. Unser Ziel war Lake McKenzie, welcher nach dem Unternehmen, welches früher das Holz auf der Insel verarbeitet hat, benannt wurde. Dieser See besteht ausschließlich aus Regenwasser und liegt mitten auf einem Sandberg. Der See bekommt kein Grundwasser und wird auch nicht durch Bäche gespeist. Trotzdem ist er 1200 m lang, 930 m breit und 6 m tief. Laut Troy war er bereits zweimal in den Top Ten der weltweit schönsten Strände. Der reine weiße Sand dient dem See als Filter. Das Wasser ist so klar, dass sich fast kein Leben darin erhalten kann. Das reine Trinkwasser bietet Fischen etc. zu wenig Nahrungsmöglichkeiten. Für Touristen ist es allerdings unglaublich. Nach etwas Badespaß brachte uns Troy zurück zur Fähre.
Er kennt die Insel so gut, dass er von jedem Punkt exakte Zeitangaben zum nächsten Ziel machen kann. So kamen wir, eine Minute bevor die Fähre ablegte, an dieser an. Wir hatten wirklich das Maximum aus diesem Tag herausbekommen. Dieser Ausflug war unglaublich. Im Nachhinein waren wir froh, keinen Last-Minute-Deal bekommen zu haben. Dieses Geld hatte sich Troy mehr als verdient.
Vielen Dank an Troy und unsere coole Gruppe für diesen unvergesslichen Ausflug! Ihr seid der Hammer! 🙂
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