Papagei

#33 Keine Arbeit – dafür Kängurus und Grotten

Nach der Geikie Gorge war es nur noch ein Tag Fahrt bis nach Kununurra. Ca. 50 km vor der Stadt gab es zwei tolle Grotten zu erkunden – die eine mitten in einer Schlucht, die andere in einem tropischen Regenwald. Beide waren allerdings nicht so reich an Wasser. Man merkte ihnen die Trockenzeit schon an. Auch die Wasserfälle trugen kaum Wasser. Nichtsdestotrotz tat uns die Abkühlung richtig gut.

Am frühen Nachmittag kamen wir dann in Kununurra an. Hier sollte es Arbeit für uns geben. Kununurra ist eine landwirtschaftliche Hochburg Australiens. Sie liegt am Lake Argyle, einem mit einem Staudamm künstlich angelegten See, welcher komplett Australien acht Jahre lang mit Wasser versorgen könnte. Wir ließen uns im Visitor Center erklären, wo die Bauernhöfe liegen und begannen sie abzufahren, doch ohne großen Erfolg. Nirgends war jemand anzutreffen und überall waren Schilder vor den Eingängen ,,no work‘‘. Nachdem wir eine Weile mit Ziegen, die wir auf einer Weide gefunden hatten, gespielt haben, fanden wir einen Bauernhof, der ein kleines Café betrieb. Wir gingen hinein und suchten nach einem Ansprechpartner. Diesem erklärten wir, dass wir gerne bei ihm als Erntehelfer oder Ähnliches arbeiten würden, was eine Vorgabe ist, wenn man sich die Möglichkeit eines zweiten Jahres in Australien offen halten möchte. Für das Visum müssen nämlich 88 Arbeitstage auf einer Farm geleistet werden. Doch der Chef war wohl nicht da. Wir bekamen auch eine Erklärung, warum sonst niemand auf den Höfen aufzufinden war: Wie immer, wenn wir in eine Stadt kommen, war es Sonntag. 😀

Nun gut, dann müssen wir wohl warten. Wir quartierten uns in ein Camping ein und gingen am nächsten Morgen in den dortigen Jobshop. Wir hatten den Tipp bekommen, dass die meisten Farmjobs über diesen vermittelt werden. Dort erfuhren wir, dass die Saison dieses Jahr wohl schlecht läuft und diese Jobs gerade rar und sehr umkämpft sind. Wir konnten uns in eine Kartei eintragen und in der Stadt auf freiwerdende Jobs warten. Allerdings war hier alles voll von Backpackern, die eben dies taten, sodass wir uns nicht in den Konkurrenzkampf um einen eventuell freiwerdenden Job werfen wollten. Wir entschieden weiterzuziehen und ggf. auf das zweite Jahr in Australien zu verzichten. Dies wollten wir im Hinterkopf behalten, um eine Möglichkeit in der Region zu haben, um arbeiten zu können, wenn beim Reisen in Asien das Geld ausgehen sollte. Da wir aber bei Jobs außerhalb der Bauernhöfe mehr Geld durch einfachere Arbeit verdienen und ohne Probleme ein Jahr in Neuseeland arbeiten können, falls ein Engpass entsteht, war diese Entscheidung ok für uns. Tatsächlich fiel hierbei eine richtige Last von uns. Man muss nicht mehr danach gucken, 88 Tage Farmarbeit in sein Reisejahr zu quetschen. Nun wird das Reisen wieder etwas entspannter und wer weiß, vielleicht ergibt sich ja doch noch eine Gelegenheit von ganz alleine. ?

Bevor wir die Stadt aber verließen, wollten wir unbedingt noch zu Kangaroo Haven gehen. Dies ist eine Auffangstation für verletzte Kängurus, die eine Frau nur mit der Hilfe von ein paar Freiwilligen ohne finanzielle Unterstützung des Staates führt. Da sie tagsüber in einer integrativen Schule für Aborigines arbeitet, konnten wir sie aber erst am späten Nachmittag besuchen. Doch das Warten hatte sich gelohnt. Nach unserer Ankunft gab sie uns direkt zwei Kängurubabys zum Füttern. Diese waren noch so klein, dass sie in einer Tragetasche lebten, in welcher eine elektrische Wärmedecke eingenäht war. Diese sollte den Beutel der Mutter nachahmen.

Babys

Danach ging es in ihren Garten. Hier gab es mehrere Gehege für unterschiedliche Altersstrukturen, außerdem ein Gehege für Tiere, die sie nicht wieder auswildern kann, weil sie diesen Schritt wohl nicht überleben würden. Auch diese Tiere durften wir streicheln und füttern, während die Pflegerin uns zu jedem Tier eine traurige Geschichte erzählen konnte. Viele der kleineren Kängurus wurden in den Beuteln von angefahrenen Muttertieren gefunden. Ebenfalls viele verloren ihre Mutter durch Aborigines, welche diese jagen. Die Kängurubabys in den Beuteln landen meist bei den Kindern der Jäger als „Spielzeug“, erklärte sie uns. Von Konflikten mit den Ureinwohnern wurde uns bereits seit Port Hedland von fast jedem Weißen, mit dem wir geredet hatten, berichtet. Wir versuchen uns hier, so gut es geht, rauszuhalten.

Neben den Kängurus werden hier auch diverse Vögel gesund gepflegt. Unter anderem sahen wir Bussarde, viele bunte, tropische Vögel, Hühner, Puten, Sträuße und einen Papagei. Diesen durften wir sogar auf die Schulter nehmen. Er wohnt wohl schon so lange hier, dass er begonnen hat zu sprechen. „HELLO“, schrie der Papagei die ganze Zeit über den kompletten Hof.

Papagei

Als die Führung zu Ende war, spendeten wir der Dame 30$ und wollten uns auf den Weg machen. Es hatte begonnen zu dämmern und wir hatten noch 80 km bis zum nächsten kostenlosen Campingplatz vor uns. Doch die Gastfreundschaft der Australier kam uns zuvor. Die Pflegerin bot uns an, auf ihrem Hof zu campen. Wir könnten auch gerne ihr Bad nutzen. Wenn wir Wäsche waschen oder duschen wollen, bräuchten wir ihr nur Bescheid geben. Sie lasse uns auch nachts die Tür offen, sodass wir jederzeit rein können. Wir nahmen dankend an und verbrachten die Nacht auf ihrem Anwesen. Obwohl wir inzwischen schon mehrfach die Großzügigkeit und Freundlichkeit der Australier erfahren hatten, waren wir hiervon doch überrascht. Wir waren ihr sehr, sehr dankbar. 🙂

Am nächsten Morgen verabschiedeten wir uns nochmals herzlich und fuhren, nach einem letzten „HELLO“, weiter nach Katherine.

Australien

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