Die letzten Tage lebten wir ziemlich abgeschieden auf dem Highway vor und nach Karijini. Daher freuten wir uns mit Port Headland wieder in einer Stadt anzukommen. Wie meistens, wenn wir eine Stadt besichtigen, kamen wir an einem Sonntag an, weshalb Visitor Center, etc. bereits früh geschlossen waren. Timing können wir. 😉 Das war für uns aber ok. Wir blieben in South Port Headland, einem eher präkeren Stadtteil, stehen. Hier gab es einen Coles, einen KMART und wir konnten das Wi-Fi von McDonald´s nutzen. Außerdem war der Campingplatz hier der günstigste der Stadt. Als wir ankamen, hatten die Läden noch eine gute Stunde geöffnet und wir konnten alles erledigen. Es lief hier auch alles gut, aber die Atmosphäre war tatsächlich etwas dubios. So gingen wir auf dem Campingplatz nie beide von Lisa weg, ohne diese abzuschließen. Wir waren froh, als wir Montagmorgen in die Stadt zum Visitor Center fahren konnten. Doch es hatte geschlossen. Offensichtlich ist am 04.06. Western-Australia-Day – ein Feiertag. Da wir aber noch in den Repco wollten und wohl noch einen Tag hier verbringen mussten, guckten wir uns etwas um. Der Hafen in Port Headland soll der größte Hafen für Schüttgut der Welt sein. Hier werden unheimlich große Mengen von Eisenerz verschifft. Die Schiffe, die hier ein- und auslaufen zu sehen, war tatsächlich beeindruckend. Ein Infoboard erklärte, dass neun von zehn Schiffen Eisen nach China liefern. Das zehnte fährt nach Korea. Dies zeigt die unglaubliche Dominanz China´s, welche die USA unweigerlich als Weltmacht verdrängen. Wir sind schon gespannt darauf, die Region um das bevölkerungsreichste Land der Welt nächstes Jahr zu besuchen!
Nichtsdestotrotz war dies die einzige Attraktion der Stadt. Es gab keine besonderen Strände und selbst wenn es welche gegeben hätte, befänden wir uns ab jetzt im Krokodilland. Von hier bis zur Ostküste ist das Meer für Menschen tabu. Die Ufer gehören den Salzwasserkrokodilen, welche die größten und zugleich aggressivsten Reptilien der Welt sind. Flüsse und Seen hier oben werden meistens nur von den kleineren Süßwasserkrokodilen bewohnt. Diese (Zitat: ) „sind so klein, dass sie höchstens einmal zubeißen. Einen ganzen Menschen können sie nicht essen. Daher ist Schwimmen auf eigene Gefahr hin erlaubt“. Na dann. 😀
Aber zurück zu Port Headland. Wir suchten uns eine öffentliche Stromquelle und setzten uns an unsere Social Media Kanäle. Hier hatten wir sowohl Zeit, als auch Internet und Strom.
Übernachtet haben wir auf einem kostenlosen Stellplatz für Wohnmobile. Wir hatten nämlich ein nettes, älteres Paar aus Perth getroffen, welche mit einem Wohnmobil reiste. Wenn uns ein Ranger dort vertreiben oder eine Strafe aufdrücken will, sollen wir ihm doch erklären, dass wir mit „uncle Traver and aunty June“ zusammen reisen. Wir würden uns das Wohnmobil teilen. Die Leute aus Perth sind einfach die besten. Tatsächlich kam am nächsten Morgen sogar ein Ranger. Die Ausrede war gut genug, dass wir keine Strafe zu zahlen hatten. Wir mussten allerdings innerhalb von einer Stunde den Platz verlassen. Die Nacht war trotzdem umsonst. 😉
Am nächsten Tag ging es weiter ins 620 km entfernte Broome. Dort angekommen, standen wir mitten in der bisher teuersten Stadt unserer Reise. Aufgrund eines Arzttermins mussten wir aber eine ganze Woche dort verbringen. Wenigstens die ersten zwei Nächte wollten wir uns aber den Luxus eines Campings gönnen. Wir hatten einen überragenden Campingplatz mit dem schönsten Pool bisher gefunden – allerdings für 48$ pro Nacht (ohne Strom). Die nächste Möglichkeit, umsonst zu campen, wäre auf einem 50km entfernten Rastplatz oder 20km nördlich von Broome, auf einer 4×4-Offroad-Strecke, direkt neben einer Perlenfarm. Beide hatten wohl ein Riesen-Moskitoproblem, da Broome gerade die schlimmste Regenzeit seit jeher durchgemacht hatte. Wir entschieden uns trotzdem für zweiteres. So konnten wir wenigstens an dem (nicht zugänglichen) Meer sein. Der Weg dahin war für Lisa problemlos machbar, wenn auch langsam. Dort angekommen, merkten wir aber, dass das Moskitoproblem echt nicht übertrieben war. Wir hatten noch nie so viele auf einem Fleck gesehen. Wir sprühten uns nicht, wie üblich, mit Citronella ein, sondern mit einem extrem starken Zeug unserer Nachbarn und ich machte ein Lagerfeuer. Juliane begann zu kochen. Trotz Feuer und Mückenspray wurden wir beim Essen aber so hart verstochen, dass wir das Essen geradezu verschlangen, um schnell ins Zelt zu können. Unser Dachzelt hatte uns noch nie im Stich gelassen. Moskitos und Fliegen kommen da sicher nicht rein, dachten wir uns. Wir lagen falsch. Hier kam sogar unser Zelt an seine Grenzen. Wir kamen nicht mehr nach, Mücken zu töten, die überall im Zelt Spuren unseres Blutes hinterließen. Nach drei Stunden hatten wir genug. In Windeseile packten wir zusammen und fuhren die Offroad-Strecke im Dunkeln, mit Nebel und den restlichen Moskitos im Auto zurück in die Stadt. Während ich mich angestrengt durch Sand, Steine und Matsch kämpfte, verzierte Juliane Lisa´s Decke mit roten, blutigen Moskitoresten. Sie hat es sogar schlimmer als mich getroffen. Alleine auf ihrer rechten Oberschenkelhinterseite konnte ich am nächsten Tag 26 Stiche zählen!
Wir kamen in der Stadt an. Doch es war nun schon 23:00 Uhr und alles, auch die Campingplätze, waren geschlossen. Wir entschieden uns dazu, etwas außerhalb wild zu campen, bzw. auf unseren Sitzen im Auto zu schlafen. Von unserem ersten Platz wurden wir aber bereits nach einer Stunde wieder vertrieben. Also fuhren wir müde an einen anderen Ort. Hier war wirklich nichts und der Nebel so stark, dass wir sicher nicht gefunden werden konnten. Wir „schliefen“ hier.
Als es am nächsten Morgen hell wurde, fuhren wir zu unserem ehemaligen Campingplatz zurück. Die letzte Nacht war so ein Albtraum, dass wir das Geld lieber in einen Campingplatz investieren werden, entschieden wir.
Die restlichen Tage in Broome verbrachten wir tagsüber in der Bücherei, wo wir kostenloses Wi-Fi, sowie Strom hatten. Davor wollten wir uns die legendären Dinosaurierfußabdrücke ansehen. Doch aufgrund einer Hochwasserperiode waren diese zur Zeit nicht sichtbar. Sie liegen nämlich vor den Klippen, direkt am Anfang des Meeres. Wir hatten trotzdem unseren Spaß und kletterten dort auf den Felsen.
Als wir schließlich alles erledigt hatten, verließen wir das, uns mehrfach als Paradies beschriebene, Broome mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Es war eine schöne Stadt, aber nichts Besonderes.
Derby, welches wir als nächstes erreichten, empfanden wir als gar nicht schön. Hier sah es doch recht verwahrlost aus. Zudem saßen hier, bereits tagsüber, überall betrunkene, herumschreiende Aborigines herum und es gab eine Warnung für Reisende. Hier gehen wohl mehrere Diebe um. Daher verließen wir die Stadt nach einem kurzen Einkauf und einer Besichtigung des dicken BOAB-Baumes wieder.
Alles in allem muss man sagen, dass uns diese drei Städte weniger gefallen haben. Allerdings war unsere Erwartungshaltung auch recht hoch, da uns bisher nur Gutes über diese berichtet wurde, wobei wir in Broome vermutlich auch zum falschen Zeitpunkt waren.
[embedyt] https://www.youtube.com/watch?v=ZNB6nTgas-I[/embedyt]
3 Kommentare