Der Autokauf in Australien ist wirklich anstrengend. Bei der Suche gibt es die Möglichkeit, direkt in Autohäuser zu gehen und ein „Dealercar“ zu erwerben oder online bei z.B. Gumtree.com.au, Carsales.com.au und diversen Facebook-Gruppen zu suchen. Alles bringt seine Vor- und Nachteile mit sich. Beim „Dealer“ kann man sich die Autos direkt vor Ort ansehen. Allerdings sind diese sehr darauf aus, dir so wenig Zeit wie möglich zu lassen und drängen zu einer Entscheidung. Z.B. besichtigten wir einen Nissan X-Trail. Dieser hatte mehrere Risse in der Windschutzscheibe, sah aber von innen super schön und ordentlich aus. Als wir den Dealer dann zu einer, maximal dreiminütigen Probefahrt überreden konnten, merkten wir, dass zum einen die Bremsen nicht griffen, die Kupplung enorm stank und viele andere Dinge Probleme machten. Als wir ihm das daraufhin erzählten, war er sehr erbost, warum wir das Auto nicht haben wollten. Er würde uns auch eine Garantie für ein Jahr geben, dass alles funktioniert. Diese Garantien beinhalten aber mehr Ausnahmen als Garantien und sind de facto nutzlos.
Autos von Backpackern werden meistens maßlos überschätzt. Trotz fast 400.000 km, massivem Ölverlust, komplett runtergefahrenen Reifen, einem verzogenen Fahrwerk und vielem mehr, soll der Kaufpreis noch immer überdurchschnittlich bleiben, weil so viel Arbeit und Liebe hineingesteckt wurde. Dies lässt sich aber meistens nicht mal belegen, da keine Papiere verfügbar sind. Mit einem Backpackercar waren wir in der Werkstatt, weil uns der Ausbau so gefallen hat, dass wir wissen wollten, mit wie viel Geld für Reparaturen zu rechnen ist. Der Mechaniker kam aus dem Kopfschütteln nicht mehr raus und riet uns massiv von einem Kauf ab. Selbst wenn der Preis die Hälfte betragen würde, wäre das ein Spiel mit dem Feuer.
Am besten ist es tatsächlich, ein Auto von einem Einheimischen privat abzukaufen und davor in einer Werkstatt einen „prepurchasecheck“ durchführen zu lassen. Diese Autos sind allerdings leider sehr rar.
Nun kaufen sich viele Backpacker, die nur ein paar Wochen unterwegs sind, die Katze im Sack und pokern, dass alles klappen wird oder mieten einen Van von einer Agentur. Diese meist farbenfroh bemalten Autos lohnen sich aber nur bei sehr kurzem Aufenthalt, da man die Miete nicht wiederbekommt, während man das gekaufte Auto wieder verkaufen kann.
Wir wollten für unsere Reise unbedingt ein Auto mit Allradantrieb und trotzdem niedrigem Spritverbrauch haben, welches viel Platz hat und sehr zuverlässig ist. Am liebsten wollten wir, aufgrund unserer schlechten Erfahrungen mit anderen Backpackern und Dealern, bei einem Einheimischen kaufen. Letztlich ist dieser Plan aber nicht so ganz aufgegangen und wir kauften doch bei Backpackern. Allerdings handelte es sich dabei um ein Auto, welches diese nur für zwei bis drei Monate selbst genutzt hatten. Davor gehörte es einer älteren australischen Dame, die das Auto sehr gepflegt hatte. Dies belegt auch das akribisch geführte Scheckheft. Die Vorbesitzer hatten das Auto bereits leicht umgebaut. Im Kofferraum war eine kleine Küche und im Auto ein Zwischenboden mit Matratze darauf als Bett. Das war uns für unsere längere Reise allerdings nicht genug, zumal man gefühlt, beim Schlafen den Autohimmel mit der Nase berührte.
Aber erstmal zum Auto:
Bei unserer „Lisa“ handelt es sich um ein Honda CR-V, Baujahr 2000, ein Allradfahrzeug mit einem kombinierten Spritverbrauch von „nur“ 10 l/100 km. Zum Zeitpunkt des Kaufes hatte sie 198.xxx km auf dem Tacho. Im Internet fanden wir viele Expertenmeinungen, die die Zuverlässigkeit dieses Fahrzeugs unterstrichen, was uns zum Kauf motivierte. Dazu kam, dass ihr Ersatzrad außen, am Kofferraum befestigt ist, was es zuließ, den Kofferraum umzubauen. Ein Nachteil war, dass keine Dachträger vorinstalliert waren. Später merkten wir auch, dass die Träger zum Einklippen nicht stark genug waren, um ein Dachzelt zu tragen. Daher mussten teure Träger her, für die extra noch gebohrt werden musste. Sehr kostspielig!
Kostentechnisch fiel Folgendes an:
- Autokauf 3.900$
- Reparaturen 534,15$
- Dachzelt 749$
- Dachträger inkl. Installation 771$
- Solarpanel 229$
- Kühlschrank 725$
- Werkzeug, Holz, Schrauben, Ikearegal,… 221,15$
- Batteriebox mit Kabeln und zusätzl. Steckdosen 120,39$
- Stromumwandler 49,95$
- 2. Autobatterie 220$
- Equipment (Besteck, Stühle, Tisch, Pfanne, Pumpe, Bettwäsche, Herd…) 373,6$
- Autoradio, Kabelklemmen 90,5$
Gesamt = ca. 8.000$ = ca. 5.120€
Wie man sehen kann, haben wir einiges geändert. Zuallererst haben wir den Einbau der vorherigen Backpacker komplett ausgebaut, um Platz für etwas Neues zu schaffen. Hier hatten wir Glück, dass neben unserem Hostel gerade eine Baustelle war und dort ein Bauschutt-Container stand. Nachts ließ sich hier immer alles problemlos entsorgen. 😛
Als nächstes musste das Radio dran glauben. Mit dem alten hatten wir kaum Empfang, was nicht so schlimm ist. Es war aber auch nicht möglich, USB, AUX, Bluetooth, etc. abzuspielen, was es uns schwer machte, unsere Musik zu verbinden. Der Ausbau war allerdings komplizierter als erwartet. Wir mussten die komplette Mittelkonsole entfernen, um das alte Radio rauszubekommen. Als nächstes passte der Adapter des alten Radio nicht zum neuen, weshalb wir alle Kabel durchgeschnitten und selbst neu verbunden haben. Ohne das richtige Werkzeug ziemlich aufwendig.
Für unsere Küche haben wir uns bei IKEA einen Schubladenschrank gekauft. Die Schubladen funktionieren mit einem Druckmechanismus, welcher sicherstellt, dass diese unterwegs geschlossen bleiben. Um den Schrank zu stabilisieren und weiteren Stauraum zu schaffen, bauten wir mit Brettern von Bunnings rechts und links ein Regal. Diese sind über Metallwinkel am Schrank befestigt und so zugeschnitten, dass sie den kompletten Bau so im Kofferraum einklemmen, dass sich nichts bewegen kann.
Besonders markant fällt die Magnetschiene auf der unteren Schublade auf, auf der all unser Besteck hält. So lässt sich nicht nur das Geklirre während der Fahrt verhindern, man sorgt auch dafür, dass die Messer scharf bleiben.
Auf der linken Seite des Schranks haben wir ein Waschbecken eingebaut. Das Wasser kommt aus dem 20 l- Wassercontainer, der sich darunter befindet. Als Wasserhahn mit Pumpe nutzen wir eine 12 V Campingdusche. Diese lässt sich leicht am Waschbecken anbringen oder einfach aus dem Auto nehmen und tatsächlich als Dusche nutzen. Die Pumpe schafft dabei maximal 5 l/min, was ausreicht um ein gutes Duscherlebnis zu garantieren, aber trotzdem Wasser spart. Neben dem Waschbecken ist noch genug Platz um Seife, Geschirrspülmittel und diverse Schwämme aufzubewahren.
Auf der rechten Seite nutzen wir das Regal nur als Ablage für Küchenrolle. Außerdem sind an dem Regal noch drei 12 V -Steckdosen, sowie eine USB-Steckdose befestigt. Unter dem Regal wird unsere 2. Batterie (198 Ah) gelagert. Diese bewahren wir in einem brandsicheren Behälter, welcher zudem auch die Verkabelung erleichtert, auf. Zum Laden nutzen wir dafür unser 160 W Solarpanel. So sind wir nicht unbedingt auf Campingplätze angewiesen, da wir unseren eigenen Strom produzieren und transportieren können. Zusätzlich ist auf dieser Seite des Schrankes noch eine Metall-Gewürzehalterschiene befestigt.
Zwischen der Rückbank und dem Schrank ist der Platz im Kofferraum mit einem zusätzlichen 10 l Wasserkanister, sowie drei 10 l Trinkwasserkanistern, einem 20 l Benzinkanister und zwei Gasherden belegt. Während der Fahrt legen wir meistens noch unsere Tagesrucksäcke auf diesen ab.
Auf der Rückbank befinden sich unser Dometic Waeco CF 50 l Kompressor Kühl-/ Gefrierschrank und unsere Koffer. Im Fußraum der Rückbank lagern in einer Coles-Isoliertasche weitere Lebensmittel, außerdem unser Klopapier, eine Yogamatte, unsere Stühle, ein Tisch und das Solarpanel.
Unsere Kulturbeutel hängen ebenfalls in diesem Bereich. Sie sind an der Kopflehne des Beifahrersitzes befestigt. In den Türen befindet sich währenddessen noch etwas Kleinkram.
Als letztes war unser Schlafplatz dran. Wir konnten das Auto schließlich nur so großzügig ausbauen, weil wir den Schlafplatz aus dem Auto hinaus verlagert haben. Um ein Dachzelt tragen zu können, brauchten wir, wie bereits erwähnt, entsprechend starke Dachträger. Hier haben wir uns für eine der stärksten Varianten von Rhino-Rack entschieden. Wir mussten zwar bohren lassen, dafür trägt dieses Rack aber 100 kg im bewegten Zustand! Unser 70 kg Zelt ist dementsprechend kein Problem. Der Kauf und der Aufbau von diesem waren dafür etwas problematischer. Da wir das Zelt nicht auf dem Parkplatz des Ladens, in dem wir es erworben haben, aufbauen durften, musste der 70 kg Karton aufs Dach gespannt werden, um damit ein paar 100 m weiter auf einen Feldweg zu fahren. Da Juliane´s Handgelenk etwas schmerzte, war das Rauf- und Runterheben des riesigen Kartons eine echte Herausforderung. Wie man auf dem Bild sieht, hat es dennoch geklappt. Hier musste nur noch die Leiter befestigt werden. 😉
Der Aufbau an sich hat zwar etwas Zeit gekostet, war die Mühe aber wert. Ein Dachzelt ist wirklich eine sehr bequeme Alternative zum „im-Auto-schlafen“ und bei all dem Krabbelzeug hier in Australien, besser als auf dem Boden zu zelten – zumal das Dachzelt sich auch innerhalb von vielleicht einer Minute aufbauen lässt. Geniales Ding! 🙂
Der Ausbau von Lisa hat, wie man sehen kann, viel Zeit, Geld und Mühe gekostet, war es aber auf jeden Fall wert. Vor allem wenn man bedenkt, dass man hier nicht ein Auto, sondern sein Zuhause für die nächsten acht Monate ausbaut, schadet der Aufwand nicht. Nun steht uns, nach zehn Wochen Arbeiten, eine tolle Reise bevor. 🙂
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Das habt ihr SUPER gemacht,ich bin stolz auf euch ????
🙂 Dankeschön