Unsere Arbeit

#15 Geld muss her – Arbeiten in Australien

Wer auf Reise ist und einmal Geld auftanken muss, ist in Australien genau richtig. Im Vergleich zu den Nachbarländern in Asien, ist der Lebensstandard und dementsprechend die Löhne hier sehr hoch. Auch ein Arbeitsvisum bekommt man relativ einfach. Wenn man zwischen 18 und 30 Jahren alt ist, kann man sich dieses direkt online für ca 444€ besorgen (für deutsche Staatsbürger Visa subclass 417). Der Preis variiert natürlich je nach Wechselkurs. Dieses Working Holiday Visum ist ein Jahr lang gültig. Wer ein Visum für ein zweites Jahr haben möchte, muss nachweisen, dass er in seinem ersten Jahr mindestens 88 Tage auf einer Farm gearbeitet hat. Das Visum haben wir bereits in Deutschland beantragt. Dies ist kein Problem, da das Jahr erst bei der Einreise zu laufen beginnt.

Sobald man dann in Australien gelandet ist, sollte man sich einen Bankaccount eröffnen, auf den Geld eingezahlt werden kann. Wir empfehlen dabei die NAB. Diese erheben keinerlei Kontoführungsgebühren, haben ein gutes Banknetzwerk in ganz Australien und bieten eine gute Superannuation an. Hierbei handelt es sich quasi um eine australische Zusatzrente. Der Arbeitgeber bezahlt zusätzlich zum Lohn einen Beitrag von mindestens 9,5% für die „Super“ in einen Fonds. Bei der Ausreise kann man dann einen Anspruch auf einen Teil dieses Geldes geltend machen, da man in Australien ja keine Rente bekommen wird. Zur Kontoeröffnung geht man am besten mit seinem Reisepass direkt in eine Filiale. Die Superannuation wird online beantragt, was eine Arbeit von nicht einmal fünf Minuten ist. Für australische Staatsbürger gibt es auf jeden Fall bessere Superannuations. Da man als Backpacker die Verzinsung aber vernachlässigen kann, ist diese, vor allem im Zusammenspiel mit der NAB, die einfachste Variante. Bevor diese beantragt werden kann, benötigt man allerdings noch eine Taxfilenumber (also eine Steuernummer, mit der man einwandfrei identifiziert werden kann). Auch diese ist in kürzester Zeit online beantragt. Sobald man all diese Dinge erledigt hat, steht dem Arbeiten erstmal nichts mehr im Weg.

Da wir hier in Perth aber zuerst in der Hospitality, also der Gastronomie, arbeiten wollten, benötigten wir noch ein RSA (responsible service of alcohol). Hierbei handelt es sich um einen Kurs, in welchem man im Umgang mit Alkohol geschult wird. Wer lieber Constuctionwork macht, benötigt anstatt des RSAs eine White Card. Hier geht es eher um Arbeitssicherheit. Beides gibt es sowohl als Präsenz-, als auch als Onlinekurs. Hierfür sollte man sich allerdings schon einen Tag Zeit nehmen. Wer den Onlinekurs macht, sollte vor Zahlung nach einem Discount googlen. Wir haben auf diese Weise nur 10$ anstatt 49$ pro Person bezahlt.

Als wir dies alles hinter uns gebracht hatten und unser englischer Lebenslauf (keine Bilder verwenden!) fertig war, ging es zum nächsten Copyshop und anschließend, bewaffnet mit je 20 Lebensläufen, in die Stadt. Nach mehreren Absagen oder Vertröstungen fand ich schließlich ein Café. Die Chefin dort meinte, ihr Mann suche einen Barista/ Barkeeper für sein italienisches Restaurant und ich solle mich dort bewerben. Gesagt, getan. Zwei Tage später hatte ich dort ein Probearbeiten, welches ich wohl zufriedenstellend absolviert habe. Direkt im Anschluss haben wir kurz die Formalitäten besprochen. Ich verdiente 23,90$/Stunde, was fast 2,-$ über dem Mindestlohn für Casual Worker in Western Australia liegt. Das Beste war aber, dass zur Sprache kam, dass Juliane ebenfalls auf Jobsuche ist. Auf diese Weise hat sie in demselben Restaurant auch einen Job bekommen.

Bellissimo

Sie erledigte dort Einkäufe, putzte und kellnerte, bekam aber „nur“ den Mindestlohn. Dabei wurden wir immer wöchentlich bezahlt. Da wir aber Casual Worker sind, variierten unsere Arbeitszeiten von Woche zu Woche. Juliane zum Beispiel kam meistens nicht über 20 Stunden pro Woche, weshalb sie noch in unserem Hostel an der Rezeption arbeitete. Dafür bekam sie zwar nur die Unterkunft gestellt, hat damit aber ihr Englisch verbessern und für sie wertvolle Erfahrungen sammeln können. Ich hingegen musste meistens mehr als 40 Stunden pro Woche arbeiten. Tatsächlich waren es eher zwischen 60 und 70 Stunden pro Woche. Da die anderen beiden Barkeeper auf einen Roadtrip gegangen sind, nachdem ich eingelernt war, war ich für fünf Wochen alleine an der Bar, was einem natürlich viele Stunden zur Verfügung stellt. 😉

Tobias Bellissimo

Zu meinen Aufgaben gehörte natürlich das Zubereiten von Getränken, aber auch eine wöchentliche Inventur, die Kasse und, die anstrengendste aller Pflichten, das Waschen und Polieren der Gläser. Die größte Herausforderung war zu Beginn, erst mal das Lernen der fast 90 unterschiedlichen Weine und die Zubereitung des Kaffees. Auch wenn ich in Deutschland bereits mit einer ähnlichen Maschine Kaffee zubereitet habe, ist die Erwartungshaltung an Kaffee in einem teuren italienischen Restaurant deutlich höher als in einer deutschen Sportsbar. Letztlich stellte sich aber heraus, die größte Herausforderung war der Stress. Bei einem auf Dauer so hohen Arbeitspensum steht die Stressbewältigung an erster Stelle. Vor allem wenn man bedenkt, dass wir laut unserem Chef, 1.000 bis 2.000 Getränke pro Tag verkaufen. Dementsprechend zog es mich nach meinen Schichten meistens noch um Mitternacht in den Park zum Sport.

Kaffee Bellissimo

Letztlich ist Arbeiten in Australien nichts, wovon man Angst haben sollte. Im Hostel gibt es immer wieder Backpacker, die Angst haben keinen Job zu finden oder, falls sie einen haben, dort schlecht zu performen. Diese Angst ist aber unbegründet. Der Papierkram ist schnell erledigt. Dabei helfen euch auch die oben genannten Links. Für den Lebenslauf findet sich immer ein Muttersprachler, der mal drüberlesen kann. Bewerbungen kommen am besten an, wenn sie persönlich vorbeigebracht werden. Vor allem bei Jobs in der Gastronomie ist es am sinnvollsten, einfach mit seinem CV durch die Stadt zu laufen. Außerdem macht es Sinn, sich bei den anderen Hostelgästen umzuhören. Meistens wissen sie, wenn ihr Arbeitgeber auf Suche ist. Ansonsten gibt es auch noch Gumtree und diverse Facebookgruppen. Die meisten Arbeitgeber hier sind gewohnt, dass Backpacker bei ihren Fähigkeiten etwas übertreiben, um sich qualifizierter darzustellen, als sie es sind. Die meisten Jobs sind allerdings so leicht, dass jeder sie ohne Probleme machen kann. Und selbst wenn es mal Probleme gibt und man keine Schichten mehr bekommt, ist das nicht weiter schlimm. Der nächste Job wartet schon. 🙂

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